Allgemeine Informationen

Klickt man auf der Suche nach Information über unerfüllten Kinderwunsch, durch das “world wide web”, so wird man schnell fündig, erhält aber nicht immer hilfreiche Informationen. Anpreisende Darstellungen von bestem Equipment, besten Methoden, Top Staff und hervorhebende Präsentationen von Erfolgsquoten sollte man skeptisch betrachten.

Einteilung der klassischen Behandlungsverfahren

Bei den klassischen Verfahren der Kinderwunschbehandlung unterscheidet man zwischen den einfachen Methoden mit Befruchtung der Eizelle durch die Samenzelle im Eileiter (intrakorporal) und den komplexen Methoden mit einer operativen Gewinnung von Eizellen und der Befruchtung in einer Kulturschale außerhalb des Körpers (extrakorporal).

Die intrauterine Insemination (IUI) ist eine intrakorporale, die In-Vitro-Fertilisation (IVF), die intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI), die operative Gewinnung von Samenzellen aus Hoden (TESE) und Nebenhoden (MESA) sowie das Tieffrieren von Keimzellen, imprägnierten Eizellen und Embryonen sind extrakorporale Verfahren.

Behandlungsverfahren mit und ohne evidentem Nutzen

Unter Verfahren mit Evidenz versteht man solche, die einen wissenschaftlich bewiesenen hohen Behandlungsnutzen besitzen. Dazu zählen die IUI, IVF, ICSI, das Tieffrieren von Ei- und Samenzellen, von imprägnierten Eizellen und von Embryonen sowie die operative Gewinnung von Samenzellen aus dem Hoden und aus dem Nebenhoden. Auf dieser Seite werden ausschließlich Verfahren mit evidentem Behandlungsnutzen vorgestellt.

Ferner gibt es Verfahren, die wissenschaftlich nicht ausreichend untersucht sind und deren allgemeiner Nutzen nicht genügend bewiesen ist oder keinen hohe Nutzen besitzen. Dazu zählt das Preimplantation Genetic Screening (PGS), die genetische Diagnostik an den Polkörperchen der Eizelle zum vermuteten Zweck die Erfolgschancen zu erhöhen.

Verfahren ohne Evidenz sind solche, deren allgemeiner Nutzen nach intensiven wissenschaftlichen Untersuchungen unbewiesen geblieben ist. Dazu zählt das Assisted Hatching (Schlüpfhilfe des Embryo). Solche Methoden sollten nur im speziell begründeten Einzelfall – im Sinne eines Heilversuches – eingesetzt werden.

Die Kinderwunschmedizin vermag effizient zu helfen. Allerdings sind ihr auch Grenzen gesetzt. Grenzen des „Machbaren“ aufzuzeigen ist ebenso geboten, wie es geboten ist bei „Machbarem“ Mut zuzusprechen. In der Kinderwunschmedizin sollen nur Verfahren mit wissenschaftlich geprüftem, hohem Nutzen eingesetzt werden.

Ausdruck „Künstliche Befruchtung“ irreführend

Den Ausdruck „künstliche Befruchtung“ gibt es nur im Deutschen. Er ist irreführend und auch falsch. Kein klassisches Verfahren ist künstlich. Selbst bei der ICSI, bei der mittels einer Kapillare die Samenzelle unter dem Mikroskop in die Eizelle verbracht wird, leistet man gewissermaßen nur „Assistenz“. In den Befruchtungsvorgang selbst, der erst nach Injektion der Samenzelle in die Eizelle durch eine Vielzahl kaskadenartiger Events autonom abläuft um letztlich durch Verschmelzen der mütterlichen und der väterlicher Erbsubstanz (Genom) einen Embryo zu bilden sowie in die weitere Embryoentwicklung, wird nicht eingegriffen. Diese Vorgänge finden, unbeeinflusst von jeder Manipulation, über einige Stunden natürlich statt. In der englische Sprache bezeichnet die extrakorporalen Verfahren zutreffend als „assisted“. Auch in unserer Sprache sollte man gängig von „assistierten Verfahren“ und von „assistierter Befruchtung“ sprechen. 

Stufenkonzept der Behandlung – Wege zum Erfolg

Unter dem Stufenkonzept der Kinderwunschmedizin versteht man ein zielorientiertes, konsequent Schritt für Schritt Vorgehen im Rahmen der Behandlungsmöglichkeiten. In allen günstigen Behandlungssituationen mit durchgängigen Eileitern, normalem Zyklusgeschehen und guter Samenqualität kommen bei noch verhältnismäßig jungen Paaren zuerst die einfachen, intrakorporalen Verfahren (VZO, IUI) zum Einsatz. In weiteren Schritten kann versucht werden die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft durch milde Stimulation der Eierstöcke zu erhöhen. Führen diese Behandlungsversuche nach einer begrenzten Anzahl nicht zum Ziel, empfiehlt man die Wege der extrakorporalen Befruchtung (IVF, ICSI). Diese versprechen, aufgrund der Möglichkeit einen Embryo kontrolliert in die Gebärmutter verbringen zu können, eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit auf Erfolg. Durch das Stufenkonzept können also Paare mit günstigen Voraussetzungen bereits durch die einfachen Verfahren zeitnah zum Ziel geführt werden.

Ausnahmen

Gründe dem Stufenkonzept nicht zu folgen ergeben sich in Fällen bei denen es darauf ankommt durch maximale Erhöhung der Chancen zum Erfolg zu kommen. Das betrifft vor allem Frauen mit vorzeitig drohenden Wechseljahren und Frauen im späten reproduktiven Alter. Dann ist die zeitnahe Durchführung der extrakorporalen Methoden mit Embryotransfer zu empfehlen.

Paare mit günstigen Voraussetzungen können bereits durch den primären Einsatz einfacher Methoden erfolgreich sein. Führen die einfachen Methoden (VZO, IUI) nicht zum Ziel, sind chancenreichere Methoden (IVF, ICSI) einsetzbar.