Ablauf des zyklischen Geschehens

Der regelmäßige weibliche Zyklus ist ein in den reproduktiven Jahren der Frau in monatlichen Abständen wiederkehrendes, hormonell gesteuertes Geschehen in dessen Mitte die Ovulation („Eisprung“) stattfindet und an dessen jeweiligem Beginn eine neue Regelblutung eintritt.

In der ersten Hälfte des Zyklus wächst im Eierstock aus dem Pool kleiner Eibläschen (Follikel) ein Follikel unter dem Einfluss des follikelstimulierenden Hormons (FSH) heran. FSH wird in der Anhangdrüse des Gehirns (Hypophyse) gebildet und dort in die Blutbahn abgegeben. In Zellen, die der Wand des Follikels von außen anliegen (Theka-Zellen), werden unter dem Einfluss des ebenfalls von der Hypophyse produzierten luteinisierenden Hormons (LH) männliche Sexualhormone (Androgene) gebildet. Die Androgene gelangen durch die Follikelwand in Zellen, die dieser innen anliegen (Granulosazellen). In den Granulosazellen werden aus den Androgenen unter dem Einfluss des FSH die weiblichen Sexualhormone (Östrogene) gebildet. Je größer der Follikel wird, desto mehr Östrogene werden vom Follikel gebildet.

Durch die zunehmende Wirkung der Östrogene wird die Schleimhaut in der Gebärmutter aufgebaut. Ferner kommt es durch die Östrogene in der Mitte des Zyklus zu einer vermehrten Bildung von Schleim im Halskanal der Gebärmutter. Dieser Zervix-Schleim ist für das Aufsteigen der Samenzellen in die Gebärmutter und weiter zum Ort der Befruchtung der Eizelle, am Ende des Eileiters, unerlässlich. Durch den Schleim und im Verlauf der Passage der Samenzellen in den Eileiter werden die Samenzellen befruchtungsfähig (kapazitiert). Deshalb kann ungenügende Schleimbildung, wie sie nach Vernarbungen durch Entzündung oder Operation im Bereich des Gebärmutterhalses (Konisation) auftreten kann, Ursache für das Ausbleiben einer Schwangerschaft sein (zervikal bedingte Sterilität).

Im Follikel, nahe seiner Wand, befindet sich die kleine Eizelle, deren Durchmesser nur 0,15mm beträgt. Flüssigkeit im Follikel bildet das Milieu in dem die Eizelle unter Einfluss von LH reift. In der Mitte des Zyklus hat der Follikel einen Durchmesser von über 20mm erreicht. Durch das zunehmende Volumen der Flüssigkeit und unter Einfluss des LH kommt es sodann zur Ovulation einer genetisch reifen, befruchtungsfähigen Eizelle indem die Follikelwand aufbricht. Die Eizelle wird vom unmittelbar benachbarten Eileiter aufgenommen und steht dort für die Befruchtung durch eine Samenzelle zur Verfügung.

In der zweiten Hälfte des Zyklus, nach der Ovulation, hat sich der Follikel zum Gelbkörper gewandelt. Die Granulosazellen des Gelbkörpers bilden außer Östrogenen überwiegend das Gelbkörperhormon (Progesteron). Progesteron ist das dominierende Hormon der zweiten Zyklushälfte. Nachdem Östrogene in der ersten Zyklushälfte die Schleimhaut der Gebärmutter aufgebaut haben, schafft Progesteron in der zweiten Hälfte die Voraussetzung an der Schleimhaut, die für die Einnistung des Embryo, seine Entwicklung und seinen dauerhaften Verbleib notwendig ist. Das Progesteron wird daher auch als das die Schwangerschaft erhaltende Hormon bezeichnet. Progesteron bewirkt nach der Ovulation auch Veränderungen am Zervix-Schleim. Während sich der Schleim vor der Ovulation unter dem Einfluss der Östrogene zu zentimeterlangen Fäden ziehen lässt („Spinnbarkeit“) und für die Samenzellen passierbar ist, ist er nach der Ovulation durch Progesteron zähflüssig (viskös) und für die Samenzellen praktisch nicht mehr zu durchdringen.

In der Mitte der zweiten Zyklushälfte erreicht der Gelbkörper sein Blütestadium. Das ist der Zeitpunkt der Einnistung (Nidation) des Embryo in die Schleimhaut der Gebärmutter. Tritt eine Schwangerschaft ein, produzieren Zellen der jungen Schwangerschaft (Trophoblastzellen) das Schwangerschaftshormon, das humane Choriongonadotropin (hCG). HCG richtet sich über die Blutbahn an den Gelbkörper und hält dessen Progesteronproduktion aufrecht. Tritt eine Schwangerschaft nicht eintritt, bildet sich der Gelbkörper zurück. Die Konzentrationen des Progesteron und der Östrogene fallen ab und es finden in der Folge Rückbildungsvorgänge an der Gebärmutterschleimhaut statt. Die funktionale Schicht der Schleimhaut wird schließlich mit der neuen Regelblutung abgestoßen.