Lifestyle und Kinderwunsch

Genussgifte

Risikoreiche Verhaltensweisen wie gewohnter Alkohol- und Nikotinkonsum sollten weit vor einer Schwangerschaft - schon aus Verantwortung dem werdenden Leben gegenüber - zum Positiven verändert werden.

- Rauchen kann sowohl die Fruchtbarkeit der Frau als auch die des Mannes sowie den Schwangerschaftsverlauf beeinflussen und darüber hinaus die Gesundheit des Kindes - auch dessen spätere reproduktive Gesundheit - gefährden. Generell ist nicht nur aktives, sondern auch passives Rauchen als gefährlich einzustufen!

Von Raucherinnen ist eine Verlängerung der Zeit bis zur Schwangerschaft um 12% und eine Verminderung der Fruchtbarkeit bis zu 53% bekannt. Dabei spielt auch eine Rolle, ob deren Mütter in der Schwangerschaft ebenfalls geraucht hatten. Es mehren sich die Berichte über einen Zusammenhang des Rauchens mit einer beschleunigten Abnahme der Anzahl an Eibläschen in den Eierstöcken. Das stimmt mit älteren Beobachtungen überein, die eine verkürzte Dauer bis zur letzten Regelblutung (Menopause) nachgewiesen hatten. Ferner liegen wissenschaftliche Untersuchungen vor, die einen Zusammenhang zwischen Rauchen und Krebs bei Kindern - besonders Leukämien - festgestellt hatten. Bei Männern, deren Mütter während der Schwangerschaft geraucht hatten, wurde über verminderte Qualität der Samenzellen, vermindertes Hodenvolumen und ein erhöhtes Vorkommen von Lageanomalien der Hoden berichtet. Besonders besorgniserregend ist, dass Rauchen genetische Schäden in den Samenzellen verursachen kann und dieses nicht nur deren Funktion betrifft, sondern auch für Vererbungsschäden bei den Nachkommen verantwortlich sein kann (Transgenerationseffekte). Genetische Schäden in den Samenzellen wurden auch als Gründe für schlechte Erfolgsraten bei der assistierten Reproduktion (IVF und ICSI) identifiziert.

- Alkohol ist eine potentiell reproduktionstoxische Substanz, die sowohl die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen als auch das Kind im Mutterleib schädigen kann. Die durch Alkohol verursachten Gefahren für die Fruchtbarkeit und die schädigenden Wirkungen für das Kind sind abhängig von der Dauer und der Menge des Konsums. Bereits ein Konsum von 8 alkoholischen Getränken pro Woche wird mit einer verminderten Fruchtbarkeit in Beziehung gebracht. Alkohol hat direkt schädigende Wirkungen auf das Eierstockgewebe, die Bildung und Reifung der Eizelle sowie auf die frühe Entwicklung des Kindes (Alkoholsyndrom). Hoher mütterlicher Alkoholkonsum ist auch ein bekannter Risikofaktor für Abortgeschehen. Chronischer Alkoholkonsum hat aber auch eine direkt schädigende Wirkung auf das Hodengewebe. Ferner vermindert Alkohol die Testosteronbildung der Hoden durch Effekte an der Steuerungsachse zwischen der Hirnanhangdrüse und den Hoden. Bei regelmäßigem Konsum bereits 40 Gramm Alkohol pro Tag zu Störungen der Bildung der Samenzellen und zur Beeinträchtigung der Fertilität führen.

- Koffein in größeren Dosen steht im Verdacht die Zeit bis zur Schwangerschaft zu verlängern. Das dürfte der Fall sein, wenn die tägliche Dosis Koffein von 500 Milligramm (mg) überschritten wird (ca. 6 Tassen Kaffee). Die meisten Untersuchungen beziehen sich auf den Koffeinkonsum von Frauen. Allerdings ist nicht geklärt, welche Mechanismen dieser Beobachtung zugrunde liegen. Einer Studie zufolge könnte übermäßiger Koffeinkonsum bei Männern (mehr als 6 Tassen Kaffee pro Tag) die Zeit bis zur Schwangerschaft der Partnerin verlängern. Dem gegenüber gibt es Studien, die keinen Zusammenhang zwischen Koffeinkonsum und Fruchtbarkeit fanden, so dass maßvoller Koffeinkonsum (Kaffe- oder Teegenuss) nicht überbewertet werden sollte.