Sehr geehrtes Kinderwunschpaar!

Unerfüllter Kinderwunsch ist für viele Betroffene ein Gefühl zwischen Hoffnung und Zweifel. Es handelt sich um eine persönliche Angelegenheit, die man mit Anderen nicht ohne Weiteres bespricht. Beeinträchtigungen des Selbstwertgefühles und Störungen des Gefüges der Partnerschaft sind nicht selten. Bevor es jedoch soweit kommt, sollte man die Initiative ergreifen und sich rechtzeitig an eine fachkundige Beratung wenden. Primär ansprechbar sind die Ärztinnen und Ärzte für Frauenheilkunde und Geburtshilfe.

In den industrialisierten Ländern sind 10-15% der Partnerschaften ungewollt kinderlos oder haben weiteren Kinderwunsch. Diesem hohen Anteil liegt außer den rein organischen Ursachen der Kinderlosigkeit der zunehmend spätere Zeitpunkt der Familienplanung zu Grunde. Insbesondere von jungen Paaren wird dieser Wandel nicht unmittelbar selbst verschuldet: Frauen und Männer werden immer später Mütter und Väter, weil die Lebensbedingungen es nicht anders zulassen. Berufsabschluss und ökonomische Stabilität stehen heute im Vordergrund. Das Problem des Geburtenaufschubs und des Geburtenrückgangs wird somit verstärkt. Auch viele neue Partnerschaften sowie die „Rush-Hour des Lebens“ bedingen späten Kinderwunsch. Jedoch, je später man Kinder plant, desto geringer wird aus den rein biologischen Gründen die Wahrscheinlichkeit Kinder zu bekommen.

In unserem Land bekommen die verheirateten Frauen erst mit über 30 Jahren ihr erstes Kind und im Durchschnitt nur 1,4 Kinder. Weil Kinder aber die Zukunft der Gesellschaft sind, wären effektive Anreize zur früheren Familienplanung und zu mehr Kindern seitens der Gesellschaft vordringlich. In vielen Fällen wäre sodann eine Kinderwunschbehandlung nicht erforderlich, weil der sehr bedeutsame biologische Altersfaktor wegfiele.

Das durchschnittliche Alter der Frauen, die sich erstmals in eine Kinderwunschbehandlung begeben, beträgt derzeit 36 Jahre. Das Alter der Männer beträgt 39 Jahre. Zu diesen Zeitpunkten hat die Wahrscheinlichkeit den Kinderwunsch auf natürlichem Wege zu erfüllen bereits deutlich abgenommen. Seit Jahren ist mit Besorgnis zu beobachten, dass sich diese Zeitpunkte kontinuierlich nach hinten verschieben. Ferner nimmt die von den Paaren angegebene Dauer ihres Kinderwunsches, die zur Zeit im Durchschnitt 3,5 Jahre beträgt, weiter zu. 

Die Reproduktionsmedizin ist ein wissenschaftlich sehr dynamisches Fachgebiet. Diese Medizin hat ein hohes Leistungsvermögen erreicht und wird ihre Erfolgsgeschichte fortschreiben. Sie war von Anbeginn revolutionär, weil sie tief in den menschlichen Kosmos vorgedrungen ist. Der Traum seit alters her, ungewollte Kinderlosigkeit überwinden zu können, ist erfüllbar geworden. Die Erfolge sind mittlerweile unüberblickbar. Allein nach In-vitro-Fertilisation sind bislang weltweit mehr als 5 Millionen Kinder geboren worden.

Die Verleihung des Nobelpreises für Medizin / Physiologie 2010 an Professor Sir Robert Edwards „für die Entwicklung der In Vitro Fertilisation“ hat die Fortpflanzungsmedizin des Menschen in der Reihe der segensreichen Disziplinen der Medizin etabliert. Sie ist in effektiver Weise in der Lage Kinderwunschpaare aus ihrer Situation zu führen und ein Leben mit leiblichen Kindern zu ermöglichen.

Die Gesundheit Ihres Kindes ist nicht alleine im umsorgenden Blick der Kinderwunschmedizin. Im Team sind weitere medizinische Fachdisziplinen involviert: die Humangenetik mit ihrer Beratung und Diagnostik bei Fragen nach vererbbaren Risiken für das Kind, die pränatale Medizin mit Ihrer vorgeburtlichen Diagnostik und Beratung, die Laboratoriumsmedizin sowie Ihre Frauenärztin und Ihr Frauenarzt, die Ihre Schwangerschaft fachärztlich überwachen und Sie als werdende Eltern begleiten.

Es grüßt Sie sehr herzlich
Privatdozent Dr. med. G. Prietl